Ausflugsberg seit mehr als 100 Jahren

Um die Jahrhundertwende rodete August Oechslin die Waldkuppe auf dem Hochetzel. und erbaute dort ein hölzernes Berggasthaus und einen 23 Meter hohen Aussichtsturm. Pech verfolgte den Besitzer: Am 31. Juli 1901, abends um sechs Uhr, stürzte der massive Turm ein. Oechslin liess dann als Holzkonstruktion einen zweiten, gegen fünfzig Meter hohen Aussichtsturm erstellen. Auch dieser fiel dem Sturm zum Opfer: In der Nacht vom 4. auf den 5. Januar 1919 fegte ein heftiger Orkan die Plattform dreissig Meter über die Terrasse Richtung Feusisberg. Allen Widerwärtigkeiten zum Trotz harrte der Wirt bis zu seinem Tod im Jahr 1926 im Berggasthaus auf dem Etzelkulm aus. Dann führten seine bisherigen Helferinnen Katharina Schönbächler und Pauline Weber den Restaurationsbetrieb weiter.

.

 
 
 

Kätterli
Von 1932 an wirkte Katharina Schönbächler, unter dem Kosenamen „Kätterli“ für Unzählige ein Begriff, als alleinige Wirtin auf dem Etzel. In der niedrigen, heimeligen Gaststube mit dem langen Ofenrohr, an dem man sich Kopf und Finger verbrennen konnte, fühlten sich alle Gäste geborgen. Kätterli verstand es, in den vielen Jahren auf dem Etzel eine Atmosphäre zu schaffen, in der man rasch heimisch war. Jung und Alt verehrten Katharina Schönbächler, die es als ihre Lebensaufgabe sah, für das Wohl ihrer Besucher zu sorgen. Sie wirtete nicht um des Geldes willen, vielmehr ging es ihr darum, ihre Gäste so zu verwöhnen, dass diese glücklich und zufrieden ins Tal steigen konnten. Die Tatkraft, die besondere Ausstrahlung, das unermüdliche Schaffen und der Charme trugen Kätterli im Laufe der Jahre viele einzigartige Freundschaften ein. Besonders eng verbunden war Katharina Schönbächler mit den SAC-Sektionen rund um den Zürichsee. Diese Sektionen treffen sich seit 1904 jedes Jahr am ersten Dezember-Sonntag auf dem Etzel und viele SAC-Kameraden sind regelmässig auf dem Etzel anzutreffen.


 


Erhalt des Charakters
Nach 45 Jahren unermüdlichen Schaffens auf dem Etzel wollte Katharina Schönbächler den Etzel 1961 verkaufen. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft des Etzels – vor allem gab es ihr zu denken, dass am Fuss des Etzels ein Hotel an ein ausländisches Konsortium übergegangen war. Sie teilte mit, dass sie den Etzel am liebsten der SAC-Sektion Hoher Rohn verkaufen würde. Sie wollte, dass ihre treuen Gäste das Hausrecht auf dem Hoch-Etzel, behalten konnten.



Im Vorstand der Sektion Hoher Rohn herrschte spontan die Auffassung, der Etzel müsse mit allen Mitteln der Spekulation entzogen und in seinem landschaftlichen Reiz erhalten bleiben. Diese Aufgabe konnte nicht von der SAC-Sektion allein gelöst werden. Ende April 1961 erhielt der damalige Sektionspräsident, Ruedi Bachmann, die Ermächtigung, mit Katharina Schönbächler Kauf-Verhandlungen aufzunehmen und die Gründung einer Genossenschaft vorzubereiten. Drei Wädenswiler Unternehmen stellten unbürokratisch die ersten 100 000 Franken Genossenschaftskapital in Aussicht.



In den Verhandlungen zeigte sich, dass bereits Spekulanten ein Auge auf den Etzel geworfen hatten und einen Rummelplatz mit Autozufahrt planten. Kätterli liess sich aber trotz verlockender Angebote nicht umstimmen und erklärte sich bereit, der Sektion Hoher Rohn die Etzelliegenschaft für 300 000 Franken zu verkaufen. Es war klar, dass der Gasthof von 1901 baufällig war und der notwendige Neubau weitere Kosten verursachen würde. Die grosszügige Zusicherung der drei Wädenswiler Industriebetriebe ermöglichte es, den Kaufvertrag sofort abzuschliessen, womit der erste, entscheidende Schritt zur Sicherung des Etzels als Erholungsgebiet für Wanderer und Bergfreunde getan war.


Genossenschaft wird ins Leben gerufen

Am 20. Oktober 1962 trat Ruedi Bachmann im Auftrag der SAC-Sektion Hoher Rohn mit dem Vorschlag an die Öffentlichkeit, eine Genossenschaft „Hoch-Etzel“ zu gründen. An diesem Tag trafen sich Pressevertreter im alten Gasthaus auf dem Kulm, um sich über die Pläne orientieren zu lassen. Die Idee wurde begeistert aufgenommen: „Es gut um unseren Etzel“ – „Gefahr für den Etzel?“ oder „Der Etzel soll für Wanderer und Bergfreund erhalten bleiben“ – „Kein Spielball für Spekulanten“ lauteten die Schlagzeilen im Pressewald. Der öffentliche Aufruf, Anteilscheine im Betrag von 500 Franken für die Genossenschaft zu zeichnen, verhallte nicht ungehört. Die Mitglieder der SAC-Sektionen, die Gemeinden rund um den Zürichsee, zahlreiche Verbände und Unternehmen zeichneten Genossenschaftsscheine. Keine drei Monate später hatten 636 GenossenschafterInnen Anteilscheine für 895 000 Franken gezeichnet und weitere Beiträge standen noch aus. Die Rettung des Etzels in seiner urtümlichen Art war gesichert und die junge Genossenschaft konnte mit einem Kapital von einer Million Franken rechnen. Mit der offiziellen Gründung am 15. Dezember 1962 nahm die Genossenschaft ihren Betrieb auf. Als Präsident der Verwaltung wurde Ruedi Bachmann und mit ihm weitere 14 Mitglieder gewählt. Vertreten waren der Bezirk Höfe, das Kloster Einsiedeln, die Zürichseegemeinden, die Städte Zürich und Rapperswil sowie ein Bau- und ein Hotelfachmann.

Ein neues Restaurant entsteht
Die Gründungsversammlung beauftragte die Verwaltung, das Berggasthaus und die dazugehörige Liegenschaft zu kaufen. Architekt Heinrich Kübler sollte ein einfaches und zweckmässig eingerichtetes neues Berggasthaus projektieren. Am 19. Oktober 1963 fand unter freiem Himmel vor dem Berggasthaus eine Genossenschaftsversammlung statt. Die 196 anwesenden Genossenschafter genehmigten den Kredit von 1,053 Mio. Franken für den Bau eines neuen Berggasthauses sowie Kredite für eine Wasserversorgung, den Bau einer Klärgrube, für die Verbesserung der Strasse, für die Versorgung des Berggasthauses mit elektrischem Strom und für die Anschaffung eines Jeeps zum Transport von Lebensmitteln und Getränken. Allerdings mussten die Genossenschafter zur Kenntnis nehmen, dass der Neubau wesentlich kostspieliger sein wird, als erste Schätzungen angedeutet hatten. Rund eine halbe Million mehr ergaben die Berechnungen – und es waren erst 1,050 Mio. Franken Genossenschaftskapital gezeichnet worden. Noch im Herbst begannen die Bauarbeiten. Die Erschliessungsarbeiten mit Wasser und Strom wurden jedoch vorgezogen, damit noch Zeit für die Beschaffung von zusätzlichem Genossenschaftskapital blieb. Dieser Entscheid sollte sich schon bald als sehr weitsichtig erweisen: Das zusätzlich benötigte Kapital wurde gezeichnet und der Neubau auf dem Etzel fiel nicht unter das allgemeine Bauverbot für Hotel- und Wirtschaftsbauten. Im Frühling 1964 wurde mit dem Neubau des Restaurants Etzel-Kulm begonnen. Die traditionelle „Hausräucke“ konnte dank günstiger Witterungsverhältnisse und grossartigem Einsatz vieler Helfer an der traditionellen Etzel-Zusammenkunft durchgeführt werden. Das neue Gasthaus wurde mit einem zweitägigen Fest am 9. und 10. Juli 1965 feierlich eingeweiht.


Die Genossenschaft feiert ihr 50-jähriges Jubiläum

Im Jahr 2012 konnte die Genossenschaft auf erreignisreiche 5 Jahrzehnte zurückschauen. Prof. Dr. h.c. Peter Ziegler aus Wädenswil verfasste im Auftrag der Genossenschaft im Jubiläumsjahr eine spannende und sehr informative Jubiläumsschrift.

Am 5. Mai 2012 feierten zahlreiche Genossenschafter/-innen und Freunde des Hochetzels anlässlich der Jubiläums-GV das Jubiläum der Genossenschaft. Die Genossenschaft hat zu diesem Zeitpunkt über 1200 Genossenschafter/-innen und eine sehr engagierte Verwaltung.


Energetische Sanierung des Berggasthauses

Am 17. Mai 2014 stimmten die Genossenschafter/-innen einem Sanierungskredit in der Höhe von CHF 1.1 Mio zu. Die energetische Sanierung des Berggasthauses Etzel-Kulm umfasst neben einer neuen Fassade mit Isolation, neuen Fenstern, einer neuen Heizung (ökologisch), einer neuen Lüftung für das Restaurant und zahlreichen notwendigen baulichen Anpassungen auch eine Photovoltaikanlage (Indachanlage). Ende August 2015 konnten die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Das Berggasthaus musste während der Sanierung für über 2 Monate geschlossen werden.

Nur dank der fantastischen Unterstützung von vielen Gemeinden und Städten in der Zürichseeregion, der Schwyzer Kantonalbank und zahlreichen grosszügigen Spenden von Genossenschafter/-innen und mitwirkenden Firmen konnte die Fremdverschuldung auf ein Minimum von CHF 200'000.00 begrenzt werden.